achtsamkeit im alltag

Ein konstruktiver Umgang mit Stressbelastungen und die Fähigkeit, mit innerer Ruhe und Gelassenheit die vielfältigen Lebensaufgaben zu erfüllen, ist DAS zentrale Thema der Gesundheitsvorsorge. In diesem Zusammenhang ist in den letzten Jahren ist die jahrhundertlange Tradition der Achtsamkeitspraxis als wirksame Methode der Stressbewältigung (wieder-) entdeckt worden.

Achtsam sein bedeutet unmittelbar und direkt in Kontakt zu sein mit dem, was ist, ohne Wertung, ohne Interpretation – einfach beobachten, wahrnehmen, ohne sofort darauf zu reagieren. Das ist wichtig für den Umgang mit Stress: Wenn wir mit den Belastungen im Alltag konstruktiv umgehen und Situationen verändern wollen, besteht der erste grundlegende Schritt darin, sich den äußeren und inneren Faktoren (Belastung) erst einmal zuzuwenden und diese möglichst vorurteilsfrei wahrzunehmen, sich die eigenen Reaktionsweisen bewusst zu machen und sie realistisch einzuschätzen.

Wie wirkt die Praxis von Achtsamkeit?
Durch Achtsamkeit wird die Eigenwahrnehmung verbessert. Wir können immer wieder im Alltag innehalten und Kontakt mit uns selbst und unseren Bedürfnissen aufnehmen, wir können früher und bewusster auf unsere geistigen und körperlichen Stressanzeichen achten und sie als wesentliches Frühwarnsystem nutzen. Meist haben wir ja gelernt, körperliche und psychische Signale zu ignorieren oder zu verdrängen. Überforderung wird oft lange gar nicht als solche empfunden.

Die Fähigkeit, einfach wahrzunehmen, was ist, unsere Gedanken Gefühle zu registrieren, ohne gleich zu werten und zu urteilen, hilft uns dabei, uns nicht und noch mehr hineinzusteigern, denn viele Probleme werden ja dadurch verstärkt, dass sie nicht so sein dürfen, wie sie sind.

Wenn wir uns in Achtsamkeit üben, lernen wir unsere gewohnten Verhaltens- und Reaktionsweisen im Umgang mit innerem und äußerem Stress kennen. Statt automatisch zu reagieren oder sofort etwas unternehmen bzw. ändern zu müssen, machen wir uns die auftretenden Gedanken und Gefühle bewusst und klären, worum es eigentlich geht. So können wir Sichtweisen erweitern und haben mehr Freiheit zu entscheiden, wo und wie wir reagieren möchten.

Bei zunehmender Übung der Achtsamkeit erreichen wir eine zunehmende Akzeptanz und einen Gleichmut sich selbst und den Dingen des Lebens gegenüber – in dem Wissen, dass sich alles wandelt. Das führt z.B. auch zu einem anderen Umgang mit schwierigen oder schmerzhaften Erfahrungen.

Mit Achtsamkeit können wir aktiv Einfluss auf unsere Gesundheit nehmen und positive Veränderungen der eigenen Lebenseinstellungen herbeiführen.

Wenn man in der Erwartung lebt, dass sich in der Zukunft wundervolle Dinge ereignen werden, hört man nicht das Geräusch von Wind und Regen, den Atem und das Schlagen des Herzens in diesem Augenblick.

Toni Packer

Das achtsame Wahrnehmen der Innenwelt ohne die Absicht, etwas kontrollieren oder beeinflussen zu wollen, klingt simpel, ist aber nicht einfach. Den Geist zu schulen, wirklich im Hier und Jetzt zu sein, muss trainiert werden.

Dazu eine Übung:
Atempause – Achtsames Innehalten

Bei der Atempause können Sie sich bewusst darin üben, aus dem Stress-Aufschaukelungsprozess auszusteigen und sich wieder mit dem gegenwärtigen Augenblick zu verbinden. Wenn Sie merken, dass Sie sich verrannt oder verzettelt haben oder spüren, dass Sie keinen Durchblick mehr haben, kann diese Übung so etwas wie ein Neustart werden. Sie müssen sich einfach an die Achtsamkeit im Alltag erinnern und sich entscheiden, sich dem gegenwärtigen Moment zuzuwenden. Das ist alles.

  1. Die Aufmerksamkeit sammeln: Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen wahrnehmen
    Wenn Sie mögen, schließen Sie Ihre Augen, richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf sich selbst aus und fragen Sie sich: Was nehme ich im Moment wahr?

• Welche Gedanken habe ich gerade? Der Wochenend-Einkauf, das letzte Telefonat …
• Welche Gefühle, welche innere Stimmung nehme ich wahr? Freude, Langeweile, Ärger …
• Was kann ich in meinem Körper gerade fühlen? Anspannung, Schmerzen, Wohlgefühl …

Erlauben Sie sich, einfach nur wahrzunehmen, zu registrieren. Auch wenn das, was Sie spüren. vielleicht gerade unangenehm ist oder Sie es gerne anders haben möchten.

  1. Zentrieren: Mit dem Atem Kontakt aufnehmen
    Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren Atem. Vielleicht wollen Sie die Atembewegung an der Bauchdecke beobachten und wahrnehmen, wie sie sich hebt und senkt bei jedem Ein- und Ausatem. Indem Sie Ihren Atem beobachten, verbinden Sie sich wieder mit dem Hier und Jetzt.
  1. Die Aufmerksamkeit erweitern: Den Körper als Ganzes wahrnehmen
    Erweitern Sie nun Ihre Aufmerksamkeit, so dass Sie sowohl Ihren Atem als auch Ihren ganzen Körper, Ihre Haltung und Ihren Gesichtsausdruck wahrnehmen.

Beenden Sie dann die Übung und versuchen Sie, so gut es geht, in einer achtsamen Haltung zu bleiben, wenn Sie sich wieder Ihren Alltagsaktivitäten zuwenden.

Umsetzung im Alltag
Die Atempause ist eine schnelle Art, um dem täglichen Stress mit einer meditativen Praxis zu begegnen. Sie können die Übung in jeder Situation durchführen: sitzend auf Ihrem Bürostuhl oder stehend an der Supermarktkasse. Nutzen Sie Wartezeiten für die Übung, statt sich über die Länge der Schlange an der Kasse aufzuregen.