Ein Spaziergänger geht durch den Wald und beobachtet einen Mann, der an einem dicken Holzstamm sägt. Die Säge ist schon stumpf und er kommt nur langsam weiter. Auf die Frage, warum er nicht innehalten und die Säge schärfen wolle, antwortet er: „Sie sehen doch, wie viel Arbeit noch wartet, dafür habe ich keine Zeit, ich muss weitersägen.“ Er zeigt dabei auf einen großen Holzstapel. Man sieht: keine Zeit, das zu tun, was alles erleichtern würde.
Mal ehrlich, so ein bisschen Holzfäller sind wir doch manchmal auch, oder? Vor lauter Arbeit und Geschäftigkeit missachten wir (Warn)Signale unseres Körpers. Wir ignorieren dass der Nacken schon ganz verspannt ist, dass der Magen vor Hunger knurrt und dass wir uns schon lange nicht mehr richtig konzentrieren können. Wir verzichten auf Pausen, weil wir noch schnell etwas fertig machen wollen – doch das alles hat seinen Preis: Unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden bleiben auf der Strecke.
Stressfaktor Nummer eins ist der Beruf: Viele Menschen fühlen sich gehetzt, unter Termin-Druck und arbeiten am Limit. Untersuchungen zufolge fühlt sich jeder dritte Berufstätige stark erschöpft oder gar ausgebrannt, was sich auch in erhöhten Fehlzeiten niederschlägt. 50-60% aller Fehlzeiten werden mittlerweile mit Stress am Arbeitsplatz in Zusammenhang gebracht. Die Anzahl der Krankheitstage durch stressbedingte Krankheiten ist in den letzten Jahren in Unternehmen stetig gestiegen. Die WHO sieht im Stress eine der größten Gefahren für die menschliche Gesundheit im 21. Jahrhundert. Gestresste Mitarbeiterinnen sind aber nicht nur ein erhöhter Kostenfaktor. Auch diejenigen, die die Arbeit der fehlenden Kolleginnen mit übernehmen müssen, werden belastet, was oft weitere zwischenmenschliche Konflikten nach sich zieht.
Für Betriebe und Unternehmen kann es daher sinnvoll sein, die Mitarbeitenden darin zu schulen, besser mit Stress umzugehen und ihnen Methoden zu Stresskompetenz und Burnout-Prävention zu vermitteln.
Mit Achtsamkeit aus der Stress- und Burnout-Falle
Im Zusammenhang mit Stressbewältigung und Gesundheit begegnet einem immer häufiger der Begriff „Achtsamkeit“. Das Thema boomt seit einigen Jahren und hat es auf die Titelseiten großer Magazine und Zeitschriften gebracht. Auch in der Arbeitswelt findet Achtsamkeit zunehmend Beachtung. Doch was verbirgt sich eigentlich dahinter? Was bedeutete Achtsamkeit und wie kann man lernen achtsamer zu sein?
Viele verbinden mit Achtsamkeit so etwas wie „Achtung, aufpassen“. Das ist nicht verkehrt, denn es geht darum, mehr mitzubekommen, also aufmerksam zu sein. Wir konzentrieren uns bewusst auf den gegenwärtigen Augenblick und nehmen wahr, was gerade im Innen und Außen geschieht: unsere Gedanken, Gefühle, Stimmungen und Körperempfindungen, unseren Atem. Die Herausforderung dabei ist es, das, was wir da wahrnehmen, nicht zu bewerten. Statt uns also – wie üblich – in unseren Wahrnehmungen zu verstricken, uns in Problemen und Sorgen festzubeißen oder uns aufzuregen (und dadurch den Stresspegel noch zu erhöhen), versuchen wir, das Wahrgenommene erst einmal so zu akzeptieren, wie es sich gerade zeigt. Mit anderen Worten: In der Achtsamkeit nehmen wir wahr, was ist, und nicht, wie es sein sollte.
Das bedeutet nicht, dass uns das, was wir wahrnehmen, gefallen muss. Und es geht auch nicht darum, alles gutzuheißen und „schönzureden“. Es geht vielmehr darum, nicht immer automatisch zu reagieren, sich nicht immer gleich aufzuregen, sondern eine kleine Pause zwischen dem Reiz (z.B. dem wiederholten Telefonklingeln) und unserer üblichen Reaktion (z.B. schimpfen oder resignieren) einen Raum zu schaffen, erst einmal ein paar Atemzüge zu nehmen, sich innerlich herunterzuregulieren und dann erst aus einer bewussteren und klareren Haltung und mit Abstand zu reagieren.
Das achtsame Wahrnehmen der Innenwelt ohne die Absicht, etwas kontrollieren oder beeinflussen zu wollen klingt simpel, ist aber nicht einfach. Den Geist zu schulen, wirklich im Hier und Jetzt zu sein, muss trainiert werden. Hier bietet sich das Achtsamkeitstraining am Arbeitsplatz an.