anspannung und entspannung

Leben ohne (An)Spannung ist nicht möglich und auch nicht gut. Eine gewisse Grundspannung, d.h. ein bestimmtes Aktivitätsniveau des menschlichen Organismus, ist notwendig für körperliche und geistige Tätigkeiten. Wenn das Aktivitätsniveau zu gering ist, kommt es zu Langeweile. Geraten wir jedoch in einen Zustand von übermäßiger oder andauernder Anspannung, verhärten sich nicht nur die Muskeln, auch die Funktionen innerer Organe können beeinträchtigt werden. Es kommt also auf das Maß an, auf die richtige Balance zwischen Anspannung und Entspannung.

Anspannung

Wie kommt es eigentlich zu Muskelanspannung?

In Belastungs- und Stress-Situationen  ist die Muskelanspannung erhöht. Der Organismus stellt zusätzlich Energien bereitstellt, um die Situation zu bewältigen. In Sekundenschnelle wird unser vegetatives Nervensystem aktiviert, das  für das  innere  Gleichgewicht zuständig ist und dafür sorgt, dass Stresshormone ausgeschüttet werden: Der Herzschlag beschleunigt sich, der Blutdruck steigt, die Atmung wird schneller, die Muskeln werden stärker durchblutet und spannen sich an.

Dieser Mechanismus – auch Kampf- oder Fluchtreaktion genannt – besteht seit Urzeiten, er geschieht ganz automatisch und sicherte das Überleben unserer Vorfahren Der Sinn dabei ist es, bei Gefahr blitzschnell Energie für Kampf oder Flucht bereitzustellen.  Hörte z.B. unsere Ur-Ahnin ein Knacken im Unterholz und sah ein wildes Tier auf sich zukommen, musste sie innerhalb von Sekundenbruchteilen diese Situation durch Kampf oder Flucht (raufen oder laufen) bewältigen. Bei dieser Aktion verbrauchte sie die bereitgestellten Energien und benötigte anschließend eine Ruhephase,  in der der Körper regenerieren und die körperlichen Vorgänge sich wieder normalisierten konnten.

Heute haben wir es aber mit ganz anderen Stressoren zu tun: Zeit- und Leistungsdruck, die täglichen kleinen Ärgernisse und Störungen … Achten Sie einmal darauf, welche Muskeln Sie anspannen, wenn Sie z.B. ständig durch das Klingeln des Telefons bei Ihrer Arbeit unterbrochen werden. Vielleicht ballen Sie unbewusst die Hände oder beißen die Zähne zusammen. Aber auch, wenn wir „zu viel am Hals haben“, wenn wir uns Sorgen machen oder uns berufliche oder private Konflikte belasten, kann das zu Verspannungen – oft im Nackenbereich – führen. Da wir uns zudem häufig auch körperlich zu wenig bewegen, wird die erhöhte Muskelanspannung nicht abgebaut. Wir geraten zunehmend mehr unter inneren Druck. Wir erholen uns nicht mehr, können nicht mehr abschalten. Das vegetative Nervensystem gerät in dauernde Alarmbereitschaft.

Für die körperlich-seelische Gesundheit ist es aber von Bedeutung, dass sich nach Stress-Belastungen die Erregung des sympathischen Nervensystems wieder legt oder rückgängig gemacht werden kann. Dies kann mit Hilfe von Entspannung erreicht werden.

Entspannung

Gelingt es uns, nur einen der körperlichen Vorgänge, die bei Stress-Belastungen aktiviert werden, zu normalisieren, vermindert sich die Erregbarkeit des gesamten Nervensystems. Über die Entspannung der Muskeln, bewusstes Atmen oder auch über beruhigende oder aufmundernde Gedanken ist es möglich, ausgleichenden Einfluss auf das vegetative Nervensystem zu nehmen.

Bei der Entspannung wird der Gegenspieler des Sympathikus – das parasympathische Nervensystem – aktiviert. Dieses sorgt für Ruhe und Erholung:  Herz-und  Pulschlag verlangsamen sich,  die Atmung vertieft sich, der Blutdruck sinkt, die Muskeln entspannen.

Entspannung ist ein Prozess unterschiedlicher Tiefe und Dauer. Mit kurzen Entspannungsübungen am Arbeitsplatz  oder zwischendurch kann einem ständigen Aufbau von Spannungen entgegengewirkt werden. Während der Tiefenentspannung, die etwa 15-30 Minuten dauert, wird die sogenannte Entspannungsreaktion ausgelöst. Der Organismus schaltet um auf die parasympathische Funktion des vegetativen Nervensystems. Körper und Seele erholen und regenerieren sich.

Ziel der meisten Entspannungsmethoden ist es, bei Bedarf – also willkürlich und relativ schnell – eine zuverlässige Entspannungsreaktion herbeiführen zu können. Unter der Vielzahl von Entspannungsverfahren, die heute angewendet werden, sind die Progressive Muskelentspannung und das Autogene Training am weitesten verbreitet und am besten erforscht.      

Während bei der Progressiven Muskelentspannung über die systematische An- und Entspannung der Muskulatur eine allgemeine Entspannungsreaktion ausgelöst wird, wird der Entspannungsprozess beim Autogenen Training durch eine gedankliche Selbstbeeinflussung und Zentrierung beeinflusst .

Im Prinzip kann jede/r die beiden Entspannungsverfahren erlernen. Je nach Lerntyp, Erfahrungshintergrund und Lebenssituation wird erfahrungsgemäß eine der beiden Entspannungstechniken bevorzugt.

Wenn Sie sich ein Bild von den verschiedenen Entspannungsverfahren machen wollen, können Sie an der Offenen Gruppe teilnehmen, in der diese Methoden angeleitet und geübt werden und sich dann entscheiden, welche Sie in einem Grundkurs vertiefen möchten.