stress

„Ich bin voll im Stress“ – das Wort Stress taucht in unserem Alltag ständig auf … und für jeden bedeutet das etwas anderes: Hektik und Zeitdruck am Arbeitsplatz, Belastungen im Privatleben, Konflikte in der Familie oder die Erkrankung und Pflege von Angehörigen … aber auch das tägliche Einerlei kann Stress verursachen und nicht selten entsteht Stress auch durch ein Zuviel an Freizeitaktivitäten.

Doch was genau ist Stress?

Physiologisch betrachtet ist Stress eine Reaktion unseres Körpers auf bedrohliche Situationen. Der Organismus schüttet eine ganze Kaskade von Hormonen aus, die alle verfügbaren Kräfte zur optimalen Bewältigung der bedrohlichen Situation mobilisieren – eine sinnvolle Reaktion unseres Körpers. Gelingt es uns aber nicht, angemessen mit den Belastungen umzugehen oder geraten wir immer wieder in neue Belastungssituationen, ohne dass der Organismus die ausgeschütteten Stresshormone abbauen und wieder ins Gleichgewicht kommen kann, geraten wir in Dauerstress. Irgendwann sind unsere Reserven aufgebraucht, die Dauerbelastung wird chronisch und ist ein Risikofaktor für eine Vielzahl von gesundheitlichen Beschwerden, angefangen von Schlafstörungen über Kopf- und Rückenschmerzen bis zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch Infekte, Magen-Darm-Erkrankungen und psychische Probleme treten häufiger und stärker auf, je größer die Stressbelastung ist.

Stress beeinträchtigt auch unser inneres Gleichgewicht und seelisches Wohlbefinden. Wenn wir gestresst sind, reagieren wir oft viel empfindlicher, wir sind dünnhäutiger und reizbarer, fühlen uns schneller überfordert, fahren schnell mal aus der Haut und geraten dadurch in Konflikt mit unseren Mitmenschen, was den Stress noch vergrößert. Aus der Überforderung können Gefühle der Hilflosigkeit, depressive Verstimmungen, und Ängste entstehen.

Viele gestresste Menschen verlieren unter zunehmender Belastung auch ihre Erholungs-Ressourcen: angenehme Freizeitbeschäftigungen, Hobbys, der Freundeskreis haben immer weniger Platz im Leben und eine wichtige Ressource zum Stressabbau geht verloren.

Körper und Seele zeigen uns sehr deutlich, wenn wir innehalten sollten; Erkrankungen zwingen uns regelrecht zu einer Auszeit. Doch so lange sollten wir nicht warten, sondern lernen, die Botschaften unseres Körpers zu verstehen und schon erste Warnsignale erstnehmen.

Der Körper ist Übersetzer der Seele ins Sichtbare.

Christian Morgenstern

Der erste Schritt zur Stressbewältigung darin, den Stresskreislauf zu unterbrechen, einen Abstand zu bekommen und den Überblick über das Stressgeschehen zu gewinnen. Welche Stressoren wirken von außen ein und wo ist der Stress „selbstgemacht?

Die Stressampel

Eine gute Möglichkeit, dem eigenen Stress auf die Spur zu kommen, bietet die Stressampel (nach Kaluza). Bei diesem Modell, das die Grundlage des Kurses „Gelassen und sicher im Stress“ ist, werden 3 Aspekte unterschieden:

Stressoren
Das sind alle äußeren Bedingungen und Anforderungen, Auslöser, die dazu beitragen, dass wir in Stress geraten, z.B. Zeit- und Leistungsdruck, Überforderung, der tägliche Verkehrsstau, aber auch Konflikte am Arbeitsplatz oder familiäre Sorgen sowie Schmerzen und Behinderungen sind Stressoren.

Einstellungen und Bewertungen
Neben den äußeren Umständen sind es häufig die eigenen Einstellungen und Gedanken, die Stress noch verstärken. Sie stellen gewissermaßen den „eigenen Anteil“ am Stressgeschehen dar und werden daher auch persönliche Stressverstärker genannt. Beispiele für solche eigene Stressfallen sind überzogene Leistungsansprüche und Erwartungshaltungen, Perfektionsstreben, Selbstabwertungen, aber auch mangelnde Abgrenzungsfähigkeit, Einzelkämpfertum usw.

Stressreaktionen
Das sind die körperlichen und psychischen Antworten des Organismus auf Belastungen. Sie zeigen sich auf verschiedenen Ebenen:

Auf der körperlichen Ebene kommt es zu einer körperlichen Aktivierung und Energiebereitstellung. Spürbar ist das z.B. an einem schnelleren Herzschlag, einer erhöhten Muskelanspannung oder einer schnelleren Atmung. Gelingt es nicht, dem Stress angemessen zu begegnen bzw. wird die Anspannung nicht abgebaut, kann es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, Erschöpfung … bis hin zu diversen Erkrankungen kommen.

Auf der Verhaltensebene zeigen sich häufig Nervosität, Ungeduld und Hektik. Konzentrationsstörungen und Fehlleistungen treten auf, Kreativität geht verloren. Auch der Umgang mit anderen Menschen wird zunehmend gereizter und damit konfliktreicher.

Bei Belastungen werden auch auf der kognitiv-emotionalen Ebene Vorgänge ausgelöst, die durch bestimmte Gedanken und Gefühle bestimmt sind wie z.B. Ärger, Hilflosigkeit und Versagensängste. Auch immer wiederkehrende grüblerische Gedanken, Selbstvorwürfe und Denkblockaden gehören dazu.

Stressreaktionen schaukeln sich oft auf den verschiedenen Ebenen auf und verstärken oder verlängern die Stressreaktion. Andererseits ist aber auch möglich, körperliche Stressreaktionen durch Sport oder durch Entspannung abzubauen. Auch durch ein entlastendes Gespräch oder beruhigende Gedanken kann körperliche Erregung reduziert werden.

Wenn wir uns mit den drei Komponenten des Stressgeschehens ehrlich auseinandersetzen und uns den Zusammenhang zwischen Stressauslösern und eigenen Verhaltensmustern bewusster machen, können wir aus der Stress-Spirale aussteigen, Stressreaktionen abmildern, Ressourcen aktivieren und Ansatzpunkte finden, unsere persönliche Stresskompetenz zu verbessern.